Die Bundeswehr wirbt an den Schulen. Die Friedensbewegung bleibt ausgeschlossen
Zackig: Vom Schulhof in die Kaserne?
Von Bettina Röder
Das da draußen halte ich für völlig überzogen.« Harald Mier sitzt in seinem Direktorenzimmer hinter dem Schreibtisch im Schadow-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. Er macht eine kurze Kopfbewegung zum Fenster hin. Die kleine Demonstration in Sichtweite scheint nicht gerade sein Herz zu erfreuen. Etwa 150 Menschen haben sich in der Frühjahrssonne versammelt. Es sind Lehrer, Elternvertreter, Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Aber auch Schüler. Die 7. Klasse einer Reinickendorfer Hauptschule ist mit zwei Lehrerinnen angereist. Sie protestieren dagegen, dass an diesem Tag ein Bundeswehroffizier an der Schule über Berufsperspektiven sprechen soll. »Notfalls«, sagt Mier, »hole ich die Polizei, um das Projekt zu schützen.« Erst im letzten November gab es in Berlin an einer Schule Polizeischutz für die Bundeswehr. »Schließlich können auch Banker, Chemiker oder Mediziner bei mir informieren«, sagt Mier.
Rekrutierung der Bundeswehr
NRW-Fest in Siegen verkommt zur Rekrutierungsveranstaltung des Militärs
LINKE fordert Erklärung der Landesregierung zur Bundeswehr-Show. Vom 17. bis 19. September findet in Siegen der diesjährige NRW-Tag statt. Veranstalter sind die Landesregierung und die Stadt Siegen. Umfangreich vertreten ist auch das Militär mit vielen Großgeräten, „Aktion-Drill-Teams“, Show und Quiz auf einer eigenen Bühne, einem „Karrieretreff-Truck“, sowie einem Wachbataillon mit „Exerzierübungen im großen Rahmen“.
[Weiterlesen…] Infos zum Plugin NRW-Fest in Siegen verkommt zur Rekrutierungsveranstaltung des Militärs»Bundeswehr wirbt und rekrutiert Minderjährige – und missachtet damit die Kinderrechte«
Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes
http://diegesellschafter.de/tagebuch/eintrag.php?sid=0616b5065976ec1d5c4a92d5d3ae51fe&eid=1201
auf die gesellschafter.de
Auf 20.000 junge Frauen und Männer beziffert die deutsche Bundeswehr ihren jährlichen Personalbedarf. »Um diesen Bedarf sicherzustellen, schreckt die Bundeswehr auch nicht davor zurück Minderjährige anzuwerben«, schreibt der Informationsdienst TELEPOLIS unter der Überschrift
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30249/1.html
»Armee umwirbt Kinder«.
Die Bundeswehr werbe intensiv mit aufwendigen Sportturnieren, beim Mädchen-Ausbildungstag Girls’ Day oder bei launigen Spaß- und Abenteuer-Events wie »BW-Beachen« um den deutschen Nachwuchs und sei in Jugendmedien wie der Bravo präsent. »2009 sollen 6526 Schulen angeschrieben und zu Bundeswehr-Werbeveranstaltungen eingeladen werden«, meldet TELEPOLIS. Kinderrechtsexperte Ralf Willinger macht heute im Tagebuch deutlich, warum die deutsche Armee im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention endlich auf das gezielte Anwerben und Einstellen von Minderjährigen verzichten müsse.
Militärreklame? Nein Danke!
Zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (Drucksache 16/7925) zum Thema „Militäraufmärsche in der Öffentlichkeit“ erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke:
Um ihren Personalbedarf zu decken, drängt die Bundeswehr massiv in die Öffentlichkeit. Über 700 Auftritte von Personalwerbern auf Marktplätzen, an Messen und in Schulen sind für dieses Jahr geplant.
Die Armen in den Krieg?
IMI-Analyse 2008/007 – in: AUSDRUCK (Februar 2008) von Jonna Schürkes
Sozialabbau als Rekrutierungshilfe der Bundeswehr
Die Transformation der Bundeswehr wirkt sich massiv auf das Personal der Bundeswehr aus. Die Tatsache, dass aus der „Verteidigungsarmee“ eine „Angriffsarmee“ geworden ist, hat den faden Beigeschmack, dass damit auch Soldaten der Bundeswehr in verschiedene Länder und Regionen geschickt werden, dort Krieg führen und damit ihre Gesundheit und ihr Leben in Gefahr bringen. Bis heute sind fast 70 Bundeswehrsoldaten bei Auslandseinsätzen gestorben, viele kehren mit psychischen Problemen nach Deutschland zurück. Der Wehrbeauftragten der Bundesregierung erklärt in seinem Bericht 2006: „Nach aktuellen Erkenntnissen hat sich die Zahl der an Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) erkrankten Soldatinnen und Soldaten seit dem Jahr 2003 nahezu verdreifacht.“[1]
„KarriereTreff Bundeswehr“
Ein Beitrag von Christian Axnick in der Graswurzelrevolution zur aktuellen Werbestrategie der Bundeswehr
Sag, wo die Rekruten sind …
Die Klientel der traditionellen Friedensbewegung in der Bundesrepublik hat eine unglückliche Neigung dazu, über der Kritik an fremden Regierungen und dem Willen, im Namen des Friedens weltweit …
… gutes zu tun, die politischen Übel im eigenen Land zu übersehen.
Die allgemeine Wehrpflicht war nie Ziel einer umfassenden Kritik, ihre Abschaffung nie die einhellige Forderung der Friedensbewegung: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ war eine nette Parole, hinter der nichts steckte – der Versuch, die militärische Rekrutierung ernsthaft zu behindern, ist nie unternommen worden.
Das war ein Fehler, den man nicht wiederholen sollte.