Kinder sind von Waffen fasziniert. Das nutzt die Bundeswehr und lässt die Kleinen auf Panzern turnen. Dafür gibt es nun eine neue Vorschrift.
von MICHAEL SCHULZE VON GLASSER
http://www.taz.de/Kinderschutz-bei-der-Bundeswehr/!78028/
(in der taz vom 13.09.2011)
KASSEL taz
Ralf Willinger, Referent für Kinderrechte beim Kinderhilfswerk terre des hommes, ist sauer. Noch vor kurzer Zeit hat er das Verteidigungsministerium für eine 2007er Vorschrift gelobt, wonach die Bundeswehr Kinder bei Werbeveranstaltungen nicht an Waffen lassen darf. Bis zum Alter von 18 Jahren darf demnach niemand Zugang zu Handfeuerwaffen oder Munition erhalten. „Für ausgestellte Waffensysteme“, so die Vorschrift, „gilt dies adäquat“.
Doch im Januar 2011 wurde dies geändert: Als „Waffen“ gelten nun nur noch Schusswaffen und Vergleichbares. „Schiffe, Flugzeuge sowie nicht-handelsübliche Fahrzeuge der Bundeswehr sind keine [Hervorhebung im Original] Waffensysteme im Sinne des Waffengesetzes.“ Kinder dürfen bei den Werbeveranstaltungen der Armee also kein Gewehr in die Hand nehmen, aber sich in einen Leopard 2-Kampfpanzer oder einen Eurofighter-Kampfjet setzen.
Kindersoldat*innen
Teenager in Uniform
Tausende Jugendliche müssen in den afghanischen Sicherheitskräften dienen. Fast alle deutschen Bundestagsparteien ignorieren Vorwürfe
Von Knut Mellenthin
Viele Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte sind Kinder und Jugendliche, obwohl ein Erlaß von Präsident Hamid Karsai aus dem Jahre 2003 das Mindestalter für den Dienst bei Polizei und Streitkräften auf 18 Jahre festgesetzt hat. Afghanistan hält sich damit offiziell an den Artikel 38 der von der UNICEF beschlossenen Konvention der Kinderrechte. Dieser sieht – allerdings nur in Form eines unverbindlichen Zusatzprotokolls – vor, daß die direkten Teilnehmer an bewaffneten Konflikten mindestens 18 Jahre alt sein sollten, und verbietet die Zwangsrekrutierung von jüngeren Kindern bzw. Jugendlichen.
Die Praxis in Afghanistan sieht allerdings anders aus. Bei einer landesweiten Arbeitslosigkeit von mindestens 40 Prozent, die regional vielfach noch höher liegt, ist der Dienst von Teenagern bei den Sicherheitskräften für viele Familien die wichtigste Erwerbsquelle. Daß es dabei nicht immer freiwillig zugeht, liegt auf der Hand. Ein Viertel der afghanischen Polizisten und ein Fünftel der Soldaten laufen schon während ihres ersten Dienstjahres davon.
Minderjährige bei der Bundeswehr
Dass auch die Bundeswehr Kindersoldaten ausbildet wird in der Bundesrepublik nicht etwa verheimlicht
http://www.tdh.de/content/themen/schwerpunkte/kinderrechte/fakulationsprotokoll.htm
, es ist ja ein Verstoß gegen das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention,
sondern noch propagandistisch ausgebreitet.
»Bundeswehr wirbt und rekrutiert Minderjährige – und missachtet damit die Kinderrechte«
Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes
http://diegesellschafter.de/tagebuch/eintrag.php?sid=0616b5065976ec1d5c4a92d5d3ae51fe&eid=1201
auf die gesellschafter.de
Auf 20.000 junge Frauen und Männer beziffert die deutsche Bundeswehr ihren jährlichen Personalbedarf. »Um diesen Bedarf sicherzustellen, schreckt die Bundeswehr auch nicht davor zurück Minderjährige anzuwerben«, schreibt der Informationsdienst TELEPOLIS unter der Überschrift
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30249/1.html
»Armee umwirbt Kinder«.
Die Bundeswehr werbe intensiv mit aufwendigen Sportturnieren, beim Mädchen-Ausbildungstag Girls’ Day oder bei launigen Spaß- und Abenteuer-Events wie »BW-Beachen« um den deutschen Nachwuchs und sei in Jugendmedien wie der Bravo präsent. »2009 sollen 6526 Schulen angeschrieben und zu Bundeswehr-Werbeveranstaltungen eingeladen werden«, meldet TELEPOLIS. Kinderrechtsexperte Ralf Willinger macht heute im Tagebuch deutlich, warum die deutsche Armee im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention endlich auf das gezielte Anwerben und Einstellen von Minderjährigen verzichten müsse.
Begleitung in den Krieg – Bundeswehr trainiert Minderjährige am Hindukusch. Deutsche Ausbildungsoffiziere bei Kampfeinsätzen in Südafghanistan
Beitrag von Knut Mellenthin in der jungen Welt
Bundeswehroffiziere »begleiten« von ihnen ausgebildete afghanische Einheiten bei Kampfeinsätzen im Süden und Südosten des Landes. Wenn die junge Welt vorliegenden Informationen stimmen, wäre es eine an der Öffentlichkeit und am Bundestag vorbeigesteuerte Geheimoperation, die dem offiziellen Mandat widerspricht. Die Quelle in Brüssel berichtet, daß einige der von deutschen Offizieren ausgebildeten Afghanen höchstens 16 Jahre alt sind. Die Umstände, unter denen solche Jugendliche für den Kriegsdienst angeheuert werden, sind den Angaben zufolge oft nicht wirklich als freiwillig zu bezeichnen. Viele Rekruten flüchten demnach schon während der Ausbildung.
Ehemalige Kindersoldaten als Flüchtlinge in Deutschland
Eine Projektstudie von Michaela Ludwig mit einem Vorwort von China Keitetsi
Die Studie wurde erstellt im Auftrag von terre des hommes Deutschland e.V. und dem Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V.