von Monika Riemer
Bist du das Gesicht, dass ich kürzlich,
während der Tagesschau für zwei Sekunden in der Fotogalerie des Todes –
zum traurigen Medien-Star aufleuchten sah?
Bald vier Jahre ist es nun her:
Ich stand vor dir im Zug nach Berlin.
Es war ein sonniger, schöner Tag.
Du schautest mich an:
Lachend, mit stolzem Gesicht.
Fest eingedrückt in Kameraden-Schar.
Spiel-Karten in der Hand . –
Wie alle jungen Soldaten vor dir der letzten hundert Jahr‘;
in vollgestopften Zügen,
die sie nicht schnell genug aus dem Frieden fortreißen konnten.
Du hast mich erinnert an meinen Sohn,
der jetzt wohl so alt ist wie du damals warst.
Pazifismus und Antimilitarismus
Maj Britt Theorin: Kein Klima des Friedens ohne volle Beteiligung von Frauen
Seit dem Jahr 411 vor unserer Zeitrechnung (als Aristophanes das Drama Lysistrate schrieb) bis heute bekommen Frauen zu hören, sie sollten sich in die Kriege der Männer und ihre Friedensabkommen nicht einmischen. Aber mensch kann keinen dauerhaften Frieden schaffen, ohne die Hälfte der Weltbevölkerung an der Lösung von Konflikten, Vermittlungen und Friedensverhandlungen teilhaben zu lassen.
[Weiterlesen…] Infos zum Plugin Maj Britt Theorin: Kein Klima des Friedens ohne volle Beteiligung von FrauenDie Menschen entdecken ihre Stärke, wenn sie sich einig sind
Interview mit Gangolf Stocker, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen das Projekt Stuttgart 21 (in ZivilCourage – Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus – 4/2010)
Warum ist der Protest so groß und erfolgreich?
Weil Stuttgart 21 ein alle Bevölkerungsschichten übergreifendes Thema ist. Im Protest einigt sich z.B. die so genannte (wohlhabende) Halbhöhenlage mit dem (armen) Stuttgarter Osten. Alle sind gut informiert. Es gibt viele „Zugänge“ zum Protest gegen Stuttgart 21. Den Einen geht’s ums Mineralwasser, anderen um den Bonatzbau, die Bäume, wieder anderen, wie mir, um den Erhalt eines funktionierenden Bahnknotens. Die Bürger wollen ihre Zukunft und ihre Stadt mitgestalten. Allen gemeinsam ist die Wut auf die Regierenden, die das Volk einfach ignorieren. Und ein Erfolgsrezept ist, dass wir einen kulturvollen Protest haben, dass die Menschen im Protest lernen. Wir reden miteinander, das ist auch Kultur, die Anonymität der Großstadt weicht einem Miteinander. Es ist eine Freude, am Button beim Einkaufen zu sehen, dass der bisher unbekannte Nachbar mit dabei ist. Die Montagsdemos sind zu einer Art Volkshochschule geworden. Am Zaun entfaltet sich der ganze Witz und Tiefgang der Gedanken, er ist ein Gesamtkunstwerk. Das macht Spaß. Die Menschen entdecken ihre Stärke, wenn sie sich einig sind.
Bei Abriss Aufstand – Die Schwaben proben die Revolution
Von Wolfgang Sternstein (für ZivilCourage – Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus – 4/2010)
Wie kann die Umgestaltung des Bahnhofs der Landeshauptstadt Stuttgart einen derartigen Aufstand auslösen?“, so mag sich mancher Zeitgenosse fragen und sich verwundert die Augen reiben. Sind das noch die fleißigen, strebsamen und kreuzbraven Schwaben, die Baden-Württemberg zum „Musterländle“ der Republik gemacht haben? Gibt es denn wirklich keine wichtigeren Themen?
Es geht nur vordergründig um den Bahnhof und die 60 Kilometer lange Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Es geht vielmehr um Demokratie und gute Regierung, denn je länger der Konflikt andauert, desto mehr „Vetterleswirtschaft“, Kungelei und Filz kommen ans Licht. Es ist eine zornige Bürgerschaft, die sich da lautstark mit Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Sirenen und Kochtöpfen Gehör verschafft und sich in langen Demonstrationszügen durch die Stuttgarter Innenstadt wälzt. Ungewöhnlich an diesem Protest ist die Mischung aus Zorn und Heiterkeit, Erbitterung und Volksfeststimmung. Sie äußert sich in einer Vielzahl von einfallsreichen, witzigen Transparenten, Plakaten, Luftballons und Verkleidungen. Bemerkenswert ist die breite Verankerung des Widerstands in der Bevölkerung. Alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen sind vertreten, von den Dreijährigen bis zu Rollator schiebenden Urgroßvätern und -müttern.
Grenzenloses Spielen mit Kinect und Move
Neu Computerspiele verwischen den Unterschied zwischen Spiel und Realität
Von Philipp Leiber (für ZivilCourage – Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus – 4/2010)
„Noch reeller; du bist im Spiel drin; als Spieler wirst du ein Teil des Spiels!“ – so beschreiben Publisher die Spielinnovationen Kinect und Move.
Die Zeiten, in denen wir als Gamer einen Controler in der Hand gehalten haben, scheinen vorbei zu sein. Zweifellos ist es sehr beeindruckend, sich selbst plötzlich in dem Spiel zu sehen. Es ist zwar schon länger möglich, sich seinen eigenen Spieler-Avatar zu erstellen, aber welcher Gelegenheitsspieler macht sich schon die Mühe, in einem Spiele-Setup stundenlang zwischen über 120 Augenbrauen, 800 Nasen oder 1.000 verschiedenen Frisuren hin und her zu zappen? Kurz gesagt, mit der neuen Technik ist genau das für jeden in Sekundenschnelle möglich, das Spiel tut es schlicht selbst (via Kamera, die auf dem Fernseher angebracht wird). Genau diese Kamera macht es auch möglich, mithilfe von Bewegungssensoren unsere Bewegungen zu erkennen und ins Spiel zu übertragen. Die Figur im Spiel hat nicht nur unser Gesicht, sondern macht auch dieselben Bewegungen wie wir – wir steuern also mit unserem Körper; das ist neu!
Die Friedens- und Konfliktforschung stärken – Deutsche Stiftung Friedensforschung ausbauen.
Rede der ehemaligen Bundesgeschäftsführerin der DFG-VK und des BSV Kathrin Vogler, heute immer noch aktiv in der Friedensbewgung und für uns im Bundestag (Fraktion DIE LINKE) heute im Bundestag:
ToP 23 Die Friedens- und Konfliktforschung stärken – Deutsche Stiftung Friedensforschung ausbauen.
Herr/ Frau Präsidentin
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
für die Fraktion DIE LINKE bedanke ich mich beim Kollegen Röspel und der SPD-Fraktion für diesen Antrag. Ich will begründen, warum ich ihn für notwendig, aber nicht hinreichend halte.
Friedensforschung ist für uns untrennbar verbunden mit großen Wissenschaftlern wie Albert Einstein, Joseph Weizenbaum bis hin zu Hans-Peter Dürr und den Göttinger 18. Menschen, die aus humanistischer und pazifistischer Überzeugung sich in ihrer Wissenschaft und der Friedensforschung gegen alle Anfeindungen hinweg für den Frieden forschend und lehrend engagierten.
So heißt es in der Erklärung der Göttinger 18 von 1957, zu denen unter anderen die Nobelpreisträger Heisenberg, Hahn und Born sowie von Carl-Friedrich von Weizsäcker zählten: „Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichner bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen.“