Die schwäbische Waffenschmiede Heckler & Koch (H&K) setzt nach Erkenntnis-sen des britischen Fernsehsenders Channel4 beim Marketing zunehmend auf Schleichwerbung in Film und Fernsehen: „You can’t advertise guns on TV, so what do you do?“ Die Oberndorfer versuchen demnach verstärkt, ihre neusten Modelle in Hollywood zu platzieren. Bereits 2004 hatte die damalige H&K-Sprecherin Andrea Franke dem Greenpeace-Magazin bestätigt, dass die US-Tochter von H&K eng mit den dortigen Waffenrequisiteuren kooperiert.
Von dem Ulmer Pistolen-Produzenten Carl-Walther ist bekannt, dass stets der Firmeninhaber persönlich zu den James-Bond-Dreharbeiten reist, um die PPK bzw. die neue P99 für 007 zu übergeben. Ob dies auch die H&K-Gesellschafter Andreas Heeschen und Keith Halsey so halten, die ohnehin in der britischen High-Society verkehren, ist hingegen nicht überliefert. Auffällig ist jedenfalls, dass Bond in „Casino Royal“ (2006) seinen Gegenspieler mit der Maschinenpisto-le HK UMP bezwingt, die vor allem von Spezialeinheiten der US-Polizei eingesetzt wird. Das Poster für den neuen Film „Quantum of Solace“, der im November 2008 in die Kinos kommt, zeigt Bonds Silhouette mit der H&K-Maschinenpistole MP5 (). Und der Kriegskino-Experte Peter Bürger weist darauf hin, dass Bonds Gegner in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) ei-ne HK XM29 benutzt, die H&K für die US-Armee entwickelt hatte.
Kleinwaffen ächten
Deutsches Kriegsgerät im Sudan
von Roman Deckert
Im Sudan herrscht seit einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg, nur von 1972 bis 1983 gab es einen fragilen Frieden. Zwei Kriege im Süden haben 2,5 Millionen Zivilisten das Leben gekostet, der seit langem schwelende Konflikt in der Westregion Darfur hat bis zu 300.000 Menschen den Tod gebracht. Trotzdem wurde der Vielvölkerstaat bis vor wenigen Jahren mit deutschem Kriegsgerät vollgepumpt. Wie kam es dazu?
Für die Strategen des „Kalten Krieges“ hatte der größte afrikanische Flächenstaat, der 1956 als zweites Land des Kontinents die Unabhängigkeit erlangte, hohe geostrategische Bedeutung. Dies vor allem als „Hinterhof“ Ägyptens, da der Nil auf seiner längsten Strecke durch den Sudan fließt. Vor diesem Hintergrund wurde die Bundesrepublik Deutschland bald ein Hauptpartner des sudanesischen Militärs und der Polizei- und Geheimdienste. Dokumente aus deutschen, britischen und amerikanischen Archiven beweisen, dass die Bonner Verantwortlichen dabei keineswegs als Handlanger der Alliierten agierten, sondern aus rein deutschlandpolitischen Motivenvollkommen eigenständig vorgingen. Die Aktivitäten waren so umfangreich, dass hier nur die wichtigsten Stationen skizziert werden können:
Bereits 1959, kurz nach dem Putsch der sudanesischen Militärs, errichtete die bundeseigene Firma Fritz-Werner (Geisenheim) bei Khartoum eine Munitionsfabrik für das NATO-Kaliber 7,62 mm.
Globalen Aktionswoche gegen Kleinwaffen beendet – Deutsche Friedensgesells chaft und Rüstungsinformationsbüro kritisieren deutschen Waffenhandel
Ein positives aber auch bestürzendes Resümee ziehen die Deutsche Friedensgesellschaft –Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und das Rüstungsinformationsbüro (RIB) nach der am Montag beendeten “Globalen Woche gegen Kleinwaffen“. Auf fünf Kontinenten in Dutzenden Ländern fanden Kampagnen unter dem Dach des „International Action Network on Small Arms“ (IANSA) gegen die Verbreitung dieser von maximal bis zu zwei Personen eingesetzten Waffen statt.
Nach dem Bundessprecher der DFG-VK Jürgen Grässlin sind Kleinwaffen deshalb die “eigentlichen Massenvernichtungswaffen“ unserer Zeit. In vielen dieser Länder ist das automatische G3-Sturmgewehr des deutschen Herstellers Heckler & Koch eines der am meisten verbreiteten Mordinstrumente. Hierzu gehören unter anderem Staaten wie der Sudan, Kenia, Pakistan und El Salvador, deren Bevölkerungen besonders stark unter bewaffneten Konflikten leiden.
In Deutschland haben sich die „Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) und das Freiburger „RüstungsInformationsBüro e.V.“ (RIB) gemeinsam dem Aufruf von IANSA angeschlossen. Vertreter beider Organisationen machten in Hintergrundgesprächen mit Bundestagstagsabgeordneten aller Oppositionsfraktionen auf die besondere deutsche Rolle in der weltweiten Kleinwaffen-Problematik aufmerksam.
Die „kritische Hauptversammlung“ Rheinmetalls 2008 – Oder: Warum produziert der Sudan das MG3?
aus dem Kleinwaffen Newsletter
von Alexander Lurz
Die ordentliche Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft gibt den Aktionären einmal im Jahr das Recht, die Dividende zu beschließen, über die Unternehmensstrategie abzustimmen, den Vorstand und den Aufsichtsrat zu entlasten und: Fragen zu stellen. Am Dienstag, den 6. Mai, war es bei Rheinmetall wieder soweit. Der Vorstand der Düsseldorfer Rüstungsschmiede lud die Anteilseigner in das Hotel Maritim in der Berliner Stauffenbergstraße.
Auf den Weg dorthin machte sich auch Dorothea Kerschgens vom Dachverband der Kritischen Aktionäre. Ihre Fragen an den Vorstand sollten sich jedoch von denen der anderen Aktionäre unterscheiden. Sie fragte nicht nach der Entwicklung des Aktienkurses oder der Vergütung des Aufsichtsrates. Von dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Eberhardt verlangte sie Auskünfte über Rüstungsexporte in Entwicklungsländer, den Stand der Klage von Apartheidsopfern in den USA gegen die Düsseldorfer und den Lizenzvergaben- und Einnahmen des MaschinengewehresMG3.
Der letzte Fragenkomplex hat einen pikanten Hintergrund. Der staatliche sudanesische Rüstungskonzern Military Industry Corporation (MIC) gibt seit einigen Monaten auf seiner Homepage () an, das MG3 unter dem Namen Karar zu produzieren.
HK33-Einsatz in Ecuador
von Roman Deckert (im Kleinwaffen Newsletter März 2008)
Anfang März drohte in Südamerika ein zwischenstaatlicher Krieg, nachdem die kolumbianische Armee auf ecuadorianischem Gebiet die Nr. 2 der FARC-Rebellen, Raúl Reyes, erschossen hatte. Ecuador verlegte wie Venezuela umgehend große Truppenkontingente an die Grenze und warnte vor weiteren Übergriffen. Auf Bildern von der Mobilmachung ist zu sehen, dass die Soldaten mit HK33-Sturmgewehren von Heckler & Koch (H&K) in den Konflikt zogen. Noch im Februar hatte das Verteidigungsministerium für eine Gruppe von Journalisten eine Schießübung mit HK33 veranstaltet.
Zwar erklärten die Präsidenten der drei Staaten auf bizarre Weise bei einem Gipfel in der Dominikanischen Republik den Streit kurzerhand für beigelegt. Doch die Spannungen können in der Kleinwaffen-starrenden Region jederzeit neu ausbrechen. Erst 1995 entluden sich Grenzstreitigkeiten zwischen Ecuador und Peru in offenen Gefechten. Der Cenepa-Krieg forderte innerhalb eines Monats geschätzte 500 Todesopfer Die ecuadorianische Infanterie kämpfte dabei mit HK33 (Kaliber 5,56mm), einem Ableger des H&K-Exportschlagers G3 (7,62mm).
“Stark und Schnell”: Deutsche Waffen in Birma
Ein Artikel von Roman Deckert mit Hintergründen zur Entwicklung in Birma
Als kürzlich in Birma – von der Junta in Myanmar („Stark“ & „Schnell“) umbenannt – die friedlichen Proteste brutal niedergeschlagen wurden, sorgte besonders ein Bild für weltweites Entsetzen: wie der japanische Photograph Kenji Nagai von einem Milizionär erschossen wurde. Das Sturmgewehr, aus dem der Schuss kam, sieht wie ein G3 von Heckler & Koch (H&K) aus, könnte aber auch ein FAL des belgischen Herstellers FN Herstal sein. So oder so gibt es eine deutsche Verbindung: dem Informationsdienst Jane´s zufolge setzt die birmanische Armee noch immer massiv auf die „Braut des deutschen Soldaten“, die bis vor wenigen Jahren ihre Standardwaffe Nr. 1 war, und auf MG3-Maschinengewehre von Rheinmetall. Das FAL war nach Angaben des renommierten Experten Edward Ezell einst aus Altbeständen der Bundeswehr eingeführt worden.
Die inneren Konflikte Birmas begannen weit vor der Unabhängigkeit von 1948. Hunderttausende wurden seither getötet, Millionen vertrieben. Alle Kriegsparteien – Regierung, untereinander verfeindete Rebellen und Drogenbarone – setzen Kindersoldaten ein, gemordet wird in erster Linie mit „Kleinwaffen“. In den jüngsten Berichten westlicher Medien wurde vor allem China als Waffenlieferant der Militärdiktatur kritisiert. Darüber wird aber vergessen, dass jahrzehntelang just die Bundesrepublik Deutschland Birmas wichtigster Rüstungspartner war: