(In einem Gespräch stellte DFG-VK-Bundessprecher Jürgen Grässlin die Gefahr von Kleinwaffen dar.)
In New York tagt eine UN-Konferenz, die den Handel mit Kleinwaffen besser kontrollieren will. NGOs fordern ein weltweites Waffenhandelsabkommen, das Rüstungsexporte generell beschränkt.
Weltweit sollen 875 Millionen Schusswaffen in Umlauf sein, schätzt das Projekt „Small Arms Survey“ in Genf. „Kleinwaffen sind klein, handlich, billig, gut zu verbreiten. Mit Kleinwaffen wird in Masse gemordet“, sagt Rüstungsexperte Jürgen Grässlin. 90 Prozent aller Todesopfer in Kriegen gehen heute auf das Konto dieser Waffen.
Waffen & Rüstung
Vor der eigenen Türe kehren – Am 30.08. nach Büchel!
Bundesweite Aktionen Ende August am Atomwaffenlager Büchel
Für den 23. August bis 1. September wird ein großes Aktionscamp am einzigen Atomwaffenlager Deutschlands, Büchel/Eifel organisiert. Unter dem Motto „vor der eigenen Türe kehren“ wird dabei die 7. Umrundung des Atomwaffenlagers am 30. August stattfinden. Hunderte von Aktivisten werden den Besen schwingen und die dort gelagerten Atomwaffen symbolisch in die Tonne kehren. Parallel dazu werden die Radsportler um die Pacemakers einen Rundkurs von 29 km um Büchel sieben Mal befahren.
Im Vorfeld dieses Aktionstages finden täglich Umrundungen und Friedensfrühstücke einzelner Gruppen am Haupttor statt. Im Anschluss an die siebte Umrundung sind gewaltfreie Aktionen Zivilen Ungehorsams geplant, die im Aktionscamp durch Trainings vorbereitet werden.
Die Aktionen sind der Schwerpunkt der Kampagne „unsere zukunft – atomwaffenfrei“ mit dem Ziel eines atomwaffenfreien Deutschland bis spätestens 2010.
„Bad Company“ und „Bad Boys“: Heckler & Koch in Hollywood
Die schwäbische Waffenschmiede Heckler & Koch (H&K) setzt nach Erkenntnis-sen des britischen Fernsehsenders Channel4 beim Marketing zunehmend auf Schleichwerbung in Film und Fernsehen: „You can’t advertise guns on TV, so what do you do?“ Die Oberndorfer versuchen demnach verstärkt, ihre neusten Modelle in Hollywood zu platzieren. Bereits 2004 hatte die damalige H&K-Sprecherin Andrea Franke dem Greenpeace-Magazin bestätigt, dass die US-Tochter von H&K eng mit den dortigen Waffenrequisiteuren kooperiert.
Von dem Ulmer Pistolen-Produzenten Carl-Walther ist bekannt, dass stets der Firmeninhaber persönlich zu den James-Bond-Dreharbeiten reist, um die PPK bzw. die neue P99 für 007 zu übergeben. Ob dies auch die H&K-Gesellschafter Andreas Heeschen und Keith Halsey so halten, die ohnehin in der britischen High-Society verkehren, ist hingegen nicht überliefert. Auffällig ist jedenfalls, dass Bond in „Casino Royal“ (2006) seinen Gegenspieler mit der Maschinenpisto-le HK UMP bezwingt, die vor allem von Spezialeinheiten der US-Polizei eingesetzt wird. Das Poster für den neuen Film „Quantum of Solace“, der im November 2008 in die Kinos kommt, zeigt Bonds Silhouette mit der H&K-Maschinenpistole MP5 (). Und der Kriegskino-Experte Peter Bürger weist darauf hin, dass Bonds Gegner in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) ei-ne HK XM29 benutzt, die H&K für die US-Armee entwickelt hatte.
Deutsches Kriegsgerät im Sudan
von Roman Deckert
Im Sudan herrscht seit einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg, nur von 1972 bis 1983 gab es einen fragilen Frieden. Zwei Kriege im Süden haben 2,5 Millionen Zivilisten das Leben gekostet, der seit langem schwelende Konflikt in der Westregion Darfur hat bis zu 300.000 Menschen den Tod gebracht. Trotzdem wurde der Vielvölkerstaat bis vor wenigen Jahren mit deutschem Kriegsgerät vollgepumpt. Wie kam es dazu?
Für die Strategen des „Kalten Krieges“ hatte der größte afrikanische Flächenstaat, der 1956 als zweites Land des Kontinents die Unabhängigkeit erlangte, hohe geostrategische Bedeutung. Dies vor allem als „Hinterhof“ Ägyptens, da der Nil auf seiner längsten Strecke durch den Sudan fließt. Vor diesem Hintergrund wurde die Bundesrepublik Deutschland bald ein Hauptpartner des sudanesischen Militärs und der Polizei- und Geheimdienste. Dokumente aus deutschen, britischen und amerikanischen Archiven beweisen, dass die Bonner Verantwortlichen dabei keineswegs als Handlanger der Alliierten agierten, sondern aus rein deutschlandpolitischen Motivenvollkommen eigenständig vorgingen. Die Aktivitäten waren so umfangreich, dass hier nur die wichtigsten Stationen skizziert werden können:
Bereits 1959, kurz nach dem Putsch der sudanesischen Militärs, errichtete die bundeseigene Firma Fritz-Werner (Geisenheim) bei Khartoum eine Munitionsfabrik für das NATO-Kaliber 7,62 mm.
Interview mit Otfried Nassauer zur nuklearen Teilhabe
Nach Berichten über Mängel in den US-Lagern in Deutschland verlangt die Opposition den Abzug aller Atomwaffen. Wir sprachen darüber mit Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS):
Menner (Münchener Merkur): Wie sicher sind die Atomwaffen in Deutschland gelagert?
Nassauer: Die US-Luftwaffe hat festgestellt, dass es Sicherheitsprobleme gibt, die Sicherheit aber nicht grundsätzlich gefährdet ist. Es ging um reparaturbedürftige Zäune, Beleuchtungseinrichtungen und Gebäude, und um Dinge, die sich aus einer unterschiedlichen Sicherheitskultur ableiten. Für die USA stellt es zum Beispiel ein Sicherheitsrisiko dar, wenn Wehrpflichtige oder Gewerkschaftsmitglieder Atomwaffen bewachen. Europäer sehen das anders.
Menner: Ist es theoretisch vorstellbar, dass Terroristen Zugriff auf diese Waffen bekommen könnten?
Nassauer: Als die Unterflur-Magazine in Büchel (Rheinland-Pfalz) Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre angelegt wurden, in denen die Atomwaffen lagern, wurden sie so konzipiert, dass sie einem Feuer oder einem terroristischen Angriff für mindestens 30 Minuten standhalten sollten. US-Wacheinheiten üben auch für eine eventuelle Rückeroberung der Waffen. Das ist ein unwahrscheinliches Szenario – es kommt auch so nicht in dem Bericht vor.
Das Zeitfenster für einen Atomwaffenabz ug aus Deutschland nutzen
Deutschland steht vor einer grundlegenden Weichenstellung. Wird die Bundesrepublik mehr als 50 Jahre nach Stationierung der ersten Nuklearwaffen auf deutschem Boden ein atomwaffenfreies Land? Oder beteiligt sie sich – politisch mitverantwortlich – an einer neuen Runde nuklearer Modernisierung und Aufrüstung im Rahmen der Nato? Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, sie wird auf Jahrzehnte prägend sein.
Von Otfried Nassauer
Seit mehr als 50 Jahren lagern atomare Waffen in Deutschland. Fast genauso lange trainieren deutsche Soldaten im Frieden, wie man diese Waffen im Krieg einsetzt. Früher waren in über hundert Depots einige Tausend atomare Sprengköpfe in Deutschland gelagert. Heute sind es noch etwa 20. Genau wie ihre Trägerflugzeuge stammen sie aus den Hochzeiten des Kalten Krieges. Für die wahrscheinlicheren Szenarien künftiger Konflikte und Kriege sind sie technisch ungeeignet. Würde die Nato auch in Zukunft auf substrategische Atomwaffen setzen, so würde sie neue Trägerflugzeuge und neue Waffen benötigen. Nuklearwaffen und Flugzeuge, die es noch nicht gibt, für deren Entwicklung sich aber so manche stark machen. Zum Beispiel der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann.
Gemeinsam mit pensionierten Kollegen aus anderen Nato-Staaten wirbt er dafür, dass die nukleare Komponente der Nato eine Zukunft hat. Die Option eines atomaren Ersteinsatzes solle beibehalten und die Möglichkeit eines präventiven Einsatzes nuklearer Waffen in der nächsten Nato-Strategie nicht mehr ausgeschlossen werden, argumentieren die ehemaligen Generäle.