„Es ist wie in der Disko“, erklärte der Einsatzleiter der Polizei den verdutzten Friedensradlern die Sachlage. „Der Türsteher hat das Hausrecht und wenn der sagt, mir gefallen Deine Schuhe nicht, dann kommst Du nicht rein.“ In dem Fall waren die Schuhe wohl die Motive der an den Rädern befestigte Fahnen: Friedenstauben, PACE und zerbrochene Schnellfeuergewehre. Nachdem die Friedensfahrradtour an dem eher ungemütlichen Wochenende durch die halbe Oberpfalz geradelt war, wollten die Teilnehmer sich zum Ausklang am Deutsch-Amerikanischen Volksfest mit Gerstensaft und Bratwurstsemmeln stärken. Doch die Dekoration der Räder entsprach wohl nicht dem Gusto à la US-Army: No Bratwurst for Peace-Biker. Hausverbot.

Jedes Jahr Anfang Mai lädt die Gruppe Oberpfalz der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) Interessierte zu einer zweitägigen Radtour entlang der Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels ein. Neben der radtouristsch hoch interessanten oberpfälzer Landschaft und den Städten werden dabei vor allem Möglichkeiten einer zivilen Nutzung der Truppenübungsplätze und die erfolgreiche Konversion der ehemaligen Garnisionsstadt Amberg aufgezeigt. Trotz der schlechen Wetterprogrosen waren auch dieses Jahr wieder Teilnehmer aus Köln, Sachsen und Franken angereist. Der Samstag von Weiden über Grafenwöhr nach Vilseck fand schon im Regen statt, der Sonntag war zwar trocken, aber doch recht kalt. Der Vorschlag, die Radtour in Hohenfels am Deutsch-Amerikanischen Volksfest ausklingen zu lassen, wurde deshalb erfreut zugestimmt. Doch schon am Parkplatz war Schluß mit Festvorfreude.

Während die Radler und ihr Begleitfahrzeug am Eingang nach den üblichen Kontrollen noch problemlos durchgelassen worden waren, stoppte wenige hundert Meter weiter die US-Militärpolizei die Radgruppe. Die hinzugerufene deutsche Polizei nahm die Personalien der Friedensradler auf und teilte ihnen anschließend das Hausverbot der US-Army mit. Eine Begründung hielt diese nicht für nötig.
Benno Fuchs aus Köln, einer der Bundessprecher der DFG-VK, war sprachlos. „Ich bin ein Feund des bayerischen Lebensmottos ‚mit dem Reden kommen die Leute zusammen‘. Die Positionen der DFG-VK sind dem Militär ja nicht unbekannt und wir sprechen auch immer wieder mit Bürgermeistern von Anliegergemeinden über Probleme und Konversionsmöglichkeiten. Aber diese Sprachverweigerung heute konterkariert den Völkerverständigungsgedanken des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes.“ Ein Hausverbot sei für ihn eine völlig neue Erfahrung.

Dem konnte Willi Rester , Bezirkssprecher der DFG-VK Oberpfalz nicht ganz zustimmen. Bei der Bildungsmesse im Februar in Maxhütte-Haidhof, Landkreis Schwandorf, hatte die DFG-VK Oberpfalz frist- und formgerecht einen Infostand wegen der Beteiligung der Bundeswehr angemeldet. Durch Verschulden der Stadtverwaltung wurde dieser nicht bearbeitet und die Veranstalter nicht informiert. Die Folge: Hausverbot für die Pazifisten, während das Miltär 13jährigen Schülern einen Campingbus als Einsatzfahrzeug in Afghanistan präsentierte.
Zurück zum Volksfest. Josef Weinfurtner, der Ideengeber des Volksfestbesuchs ist fassungslos. „Da haben wir Gäste aus halb Deutschland zu Besuch und wollen ihnen ein Stück bayerische Lebensart zeigen. Und dann so ein Rausschmiß!“. Der pensionierte Berusschullehrer aus Sulzbach-Rosenberg will auf jeden Fall nachhaken, um den Ruf der bayerischen Gastfreundschaft zu retten.
Pressemitteilung der DFG-VK Oberpfalz, 6. Mai 2019