
Seit den 1950er-Jahren ist der Weltraum zunehmend Schauplatz militärischer Interessen. 1957 schickte die Sowjetunion den ersten Satelliten ins All- und nur zwei Jahre später testeten die USA die erste Antisatellitenwaffe. Heute gibt es immer mehr Akteure mit Raumfahrtkapazitäten und vielfältigen Angriffsmethoden gegen Satelliten. Die steigende Anzahl von Weltraumtrümmern erhöht zudem das Risiko von Kollisionen. Obwohl der Weltraumvertrag von 1967 die friedliche Nutzung des Alls fördern soll, verhindert er ein Wettrüsten nur unzureichend. Ein von Russland und China 2008 vorgeschlagener Vertrag zur Verhinderung eines Wettrüstens im Weltraum (PAROS) blieb bisher ohne Unterstützung westlicher Staaten, die stattdessen eigene Verteidigungsstrategien und Abschreckung im All priorisieren.
Der Weltraum spielt eine zentrale Rolle für die militärische und die wirtschaftliche Infrastruktur, insbesondere für Satelliten für Kommunikation, Navigation und Überwachung. Die NATO verfolgt daher eine umfassende Weltraumstrategie und verzichtet offiziell auf Waffenstationierungen, während Einzelstaaten wie die USA und Frankreich eigene militärische Weltraumkommandos aufbauen. Seit 2019 gibt es mit der United States Space Force eine neue Teilstreitkraft, die explizit auf den Weltraum ausgerichtet ist; ähnliche Einrichtungen existieren in Frankreich, Indien, Großbritannien und Deutschland. China und Russland integrieren ihre Weltraumoperationen in andere Streitkräfte und setzen zunehmend auf offensive Fähigkeiten.
Satelliten in geostationären und niedrigen Erdorbits spielen für militärische Kommunikation, Spionage und Frühwarnsysteme eine entscheidende Rolle. Diese Systeme sind jedoch anfällig für kinetische und nicht-kinetische Angriffe durch Antisatellitenraketen oder Cyberangriffe. Neben kinetischen Antisatellitenwaffen, die in der Lage sind, Satelliten zu zerstören oder auszuschalten, könnten Cyberangriffe die Kontrolle über Bodenstationen stören und damit auch die militärische Einsatzfähigkeit beeinträchtigen. Diese Angriffsmethoden bergen ein hohes Eskalationspotenzial und könnten Konflikte leicht globalisieren, während sie zugleich erhebliche Mengen Weltraumschrott erzeugen und die künftige Weltraumnutzung gefährden. Auch Weltraumwaffen spielen hierbei eine immer größer werdende Rolle.
Der Begriff Weltraumwaffen umfasst Antisatellitenwaffen, die gezielt Satelliten lahmlegen, sowie Space-to-Earth-Waffen, die von der Umlaufbahn aus Ziele auf der Erde angreifen könnten. Internationale Projekte wie der Space-Based Laser Readiness Demonstrator der USA zeigen, dass zunehmend an weltraumgestützten Laserwaffen für militärische Zwecke geforscht wird. Neben den USA arbeiten auch Russland und China an ähnlichen Technologien; Frankreich kündigte 2019 als erstes europäisches Land die Entwicklung von Laserwaffen gegen Satelliten an. Diese Systeme stellen das Eskalationsrisiko im Weltraum weiter in den Fokus.
In den letzten Jahren investierte auch Deutschland in Satellitentechnologie und „Weltraumsicherheit“. Es kooperiert mit Frankreich und ist führender Geldgeber bei EU-Satellitenprojekten wie Galileo. Zusätzlich beteiligt sich Deutschland seit 2024 an der US-geführten Mission „Operation Olympic Defender“, um militärische Weltraumaktivitäten zu koordinieren und Akteure, von denen Bedrohungen ausgehen könnten, abzuschrecken. Trotz der hohen Kosten von Investitionen, wie im Fall eines 2,1-Milliarden-Euro-Auftrags für Telekommunikationssatelliten, strebt Deutschland eine gestärkte Präsenz im All an.
Wir haben uns daher gefragt: Wie können Forderungen der DFG-VK in Bezug auf die militärische Präsenz im Weltraum aussehen? Deutschland sollte sich international für die Stärkung bestehender Abkommen wie des Weltraumvertrags (Outer Space Treaty) und für die Ausweitung von Rüstungskontrollmaßnahmen im Weltraum einsetzen. Wichtige diplomatische Initiativen könnten dazu beitragen, verbindliche Abkommen zur Begrenzung und Regulierung von Weltraumwaffen zu erreichen. Die DFG-VK sollte die deutsche Bundesregierung auffordern, ihre Mittel nicht für militärische Weltraumprojekte, sondern zur Förderung der friedlichen Nutzung des Weltraums einzusetzen. Langfristig sollte Deutschland eine führende Rolle in internationalen Abrüstungsverhandlungen spielen, damit der Weltraum als sichere Zone bewahrt und ein globaler Konsens über die Reduzierung weltraumgestützter Waffensysteme gefördert wird.
In den kommenden Wochen wird ein Factsheet zum Thema Militär & Weltall vom Bundesverband der DFG-VK veröffentlicht und den Mitgliedern zugänglich gemacht.
Elvin Çetin & Yannick Kiesel
Erschienen in der ZivilCourage 01/2025