Nach den Olympischen Spielen wirbt die Bundeswehr nun mit dem Erfolg ihrer Sportsoldatinnen und -soldaten in Rio. Schaut man sich die Medaillen-Statistik genauer an, war die Leistung der Armee-Angestellten bei den Sommerspielen aber unterdurchschnittlich. Für ihre Werbung vereinnahmt die Bundeswehr die zivilen deutschen Olympia-Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
„Danke für 45 Prozent aller deutschen Medaillen“, titelt die Bundeswehr aktuell in Werbeanzeigen auf den Websites großer Medien sowie auf Plakaten an Bahnhöfen. Im Kleingedruckten darunter heißt es, dass die Sportsoldatinnen und -soldaten der Bundeswehr in Rio de Janeiro 19-mal auf dem Treppchen gestanden und damit fast die Hälfte aller 42 deutschen Olympia-Medaillen erkämpft hätten. Schaut man sich die Zahlen genauer an, sieht das Ergebnis allerdings anders aus: „Die in der Werbung erhobene Zahl ist objektiv falsch“, sagt Ralf Buchterkirchen. Er ist Bundessprecher der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK), die während der Olympia-Zeit eine Kampagne zum Thema „Bundeswehr und Sport“ durchgeführt hat: „Die Bundeswehr vereinnahmt in ihrer aktuellen Werbung still und leise alle zivilen Sportlerinnen und Sportler, die in Mannschaftssportarten gemeinsam mit den Militärs an den Start gegangen sind.“ Buchterkirchen macht seinen Einwand an einem Beispiel deutlich: „Obwohl nur eine Fußballerin im deutschen Team Sportsoldatin war – die im ersten Spiel verletzt ausgeschiedene Simone Laudehr –, proklamiert die Bundeswehr den gesamten Goldmedaillen-Gewinn der Fußballerinnen für sich.“ Auch in den Sportarten Hockey, Kanu-Fahren, Rudern, Tischtennis und Segeln rühmt sich die Armee mit Medaillen, die von einem überwiegend zivilen Sportteam erkämpft wurden. Lediglich 8 der 19 von der Bundeswehr proklamierten Medaillen wurden in Einzelwettbewerben tatsächlich nur von Sportsoldatinnen und -soldaten gewonnen (1 Gold/0 Silber/7 Bronze): „Die Bundeswehr vereinnahmt die Erfolge ziviler Athletinnen und Athleten für ihre massive Nachwuchs- und Image-Kampagne“, konstatiert Friedensaktivist Buchterkirchen. Das wundert den DFG-VK-Sprecher allerdings nicht.

Bereits Wochen vor Beginn der Sommerspiele in Rio startete die Bundeswehr eine massive Werbekampagne: „Mit ihren Sportsoldatinnen und – soldaten wirbt die Armee für den Dienst an der Waffe: Die Bundeswehr ist aber kein Sportverein“, kritisiert Buchterkirchen. Die Friedensorganisation klärt auf ihrer Aktionswebsite – www.militärfestspiele.de – über die Werbekampagne der Armee auf. Dort fordern die Aktivistinnen und Aktivsten auch, jede weitere Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Bundeswehr zu beenden, da diese gegen die Satzung der Sportorganisation verstoßen würde. Zudem kritisiert die DFG-VK auf dieser Website, dass die Bundeswehr-Sportförderung den oft jungen Spitzensportlerinnen und -sportlern keine langfristige Perspektive bietet. Auch das ist ein Grund für die unterdurchschnittliche Leistung der Sportsoldatinnen und -soldaten: „Junge Sportlerinnen und Sportler, die an ihre Zukunft denken, gehen nicht zur Armee“, sagt Ralf Buchterkirchen, der ein Ende der militärischen Sportförderung zugunsten einer finanziell besser aufgestellten zivilen Förderung etwa über die Stiftung Deutsche Sporthilfe verlangt.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Aktionsseite www.militärfestspiele.de oder nehmen für Interviews oder bei Nachfragen jederzeit per E-Mail unter buchterkirchen@dfg-vk.de Kontakt auf!
Ralf Buchterkirchen, Stuttgart, den 30. August 2016