Der Konflikt um den Iran und die Raketentests in Indien und Pakistan lenken in diesen Wochen den Blick auf das Thema Atomwaffen. Darüber hinaus treffen sich vom 30. April bis zum 11. Mai bei der UNO in Wien Diplomaten aus aller Welt, um die nächste Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages vorzubereiten und eine Tagesordnung zu beraten. Ende Mai findet in Chicago der NATO-Gipfel statt, bei dem über die zukünftige Atomwaffenstrategie des Militärbündnisses beraten werden soll. Am 12. Mai, genau einen Tag nach Ende der Wiener Konferenz, veranstalten Friedensorganisationen in der ehemaligen Kulturhauptstadt Essen die Tagung „Friedenskultur.2012 – Unsere Zukunft atomwaffenfrei“, ein erster Höhepunkt der im März gestarteten Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“, mit der Friedensgruppen bundesweit den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland einfordern und sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzen.
In Essen stellen sich Experten aus Friedensbewegung, Friedensforschung und Politik der Diskussion rund um das Thema Atomwaffen. „Es geht ganz aktuell um die Atomwaffen in den Krisenregionen Naher Osten und Pakistan-Indien, aber auch um die geplante Modernisierung der Atomwaffen, um Uranmunition und um den Zusammenhang von ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft“ sagt Joachim Schramm, Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft- Vereinigte Kriegsdienstgegner/innen (DFG-VK) NRW. „Einige Referent/innen kommen direkt von der UNO-Konferenz aus Wien und schildern bei der Tagung ihre Eindrücke“. Diese stehen auch im Vorfeld zu Interviews zur Verfügung
Atomwaffen abschaffen
Die Plutonium-Gefahren „unserer“ AKW
Ein Jahr nach der Fukushima-Katastrohe
Von Marion Küpker (in ZivilCourage 1/2012 Zeitschrift der DFG-VK für Antimilitarismus und Pazifismus)
In sechs deutschen Atom-Standorten fanden am 11. März, dem ersten Jahrestag der Katastrophe in Fukushima, Aktionen statt. Welche Gefahr geht denn nun von unseren AKW tagtäglich aus, von denen die letzten sechs erst 2021/2022 abgeschaltet werden sollen? Zum Beispiel vom AKW Brokdorf, welches nur 60 Kilometer vom Zentrum der 2-Millionen-Metropole Hamburg entfernt liegt?! Dies ist die Distanz von der Fukushima-Reaktoranlage hin zur Stadt Fukushima City, der Stadt, in der von StudentInnen die strahlende Erde der Spielplätze und Schulhöfe abgetragen wurde.
Mit 1.480 Megawatt brutto hat das AKW Brokdorf ein Viertel weniger Leistung als alle drei Fukushima-Reaktoren zusammen, in denen es zu Kernschmelzen kam. Im Jahr 2010 belegte Brokdorf den Spitzenplatz 3 bei der Stromproduktion der leistungsstärksten AKW der Welt, und es war dabei keine deutsche Ausnahme, denn sechs „unserer“ AKW fielen unter die ersten 10 Plätze. In den Jahren davor waren es manchmal sogar sieben!
Die Zeit, die Atombomben abzuziehen, ist jetzt!
Noch immer lagern in fünf europäischen Ländern US-Atomwaffen. In den USA gibt es Pläne sie zu modernisieren. Statt diese Massenvernichtungswaffen des Kalten Krieges abzurüsten, stünden sie der NATO weiter zur Kriegsführung zur Verfügung. Die Zeit für Aktionen ist jetzt!
Fordern Sie den NATO-Generalsekretär, den US- General und die Botschafter der Stationierungsländer auf, sich für den Abzug der Atombomben, als Schritt zu einer atomwaffenfreien Welt einzusetzen.
Für eine vollständige weltweite Energiewende!
Rede von Marion Küpker, Internationale Koordinatorin der DFG-VK für Atom- und Uranwaffen, für die Weltkonferenz zu Atom- & Wasserstoffbomben in Hiroshima und Nagasaki, Japan, August 2011
Liebe Friedensfreunde und -freundinnen,
vielen Dank an die Organisatoren dieser Konferenz für die Einladung hierher. Ich überbringe euch die herzlichsten Grüße aus unserer Anti-Atom- und Friedensbewegung, die sich seit der Katastrophe von Fukushima sehr um das Wohlbefinden der Menschen in Japan sorgt.
Auch überbringe ich warme Grüße von den AktivistInnen, die jetzt zu den Hiroshima-Nagasaki-Gedenktagen eine einwöchige Fastenaktion am Haupttor des Atomwaffenstützpunktes Büchel durchführen. Dort sind die letzten zirka 20 US-Atombomben in Deutschland stationiert, von der jede einzelne die 9fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe besitzt. Auf NATO-Befehl sollen Bundeswehr Piloten im Ernstfall diese US-Bomben zum Ziel fliegen und dort abwerfen, was „nukleare Teilhabe in der NATO“ genannt wird.
Kommt alle nach Brokdorf!
X-tausendmalquer und (auch) die DFG-VK rufen auf:
Liebe Aktive, wir gehen alle nach Brokdorf. Lange war es unsicher, wo wir genau blockieren werden. Nun haben wir uns entschieden. In der Planung waren auch Biblis und Esenshamm.
Esenshamm wird nicht wieder ans Netz gehen. Darüber freuen wir uns sehr und an dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch ins Bremer Umland!
Bei Biblis ist noch nicht klar, wie der Status sein wird. Möglicherweise wird Biblis als sogenannte Kaltstart-Reserve vorgehalten, sprich das AKW kann in den kommenden Jahren wieder ans Netz genommen werden, was dann sicherlich auch geschehen wird. Dies wird sich aber erst in den kommenden Wochen klären.
Wir werden daher nur in Brokdorf blockieren, um dort gemeinsam ein klares Zeichen zu setzen, dass wir einen halbherzigen Ausstiegsversuch voller Hintertüren nicht akzeptieren werden. Die Gründe für die sofortige Stilllegung alle AKW haben sich nicht geändert und wir glauben auch nicht an das endgültige Ausstiegsjahr 2022. Wir haben unsere Lektion aus der Geschichte gelernt. Wir werden nicht weitere 10 Jahre das atomare Risiko dulden und weiter Atommüll produzieren, nur um dann noch einmal die gleiche laufzeitverlängerungs-Diskussion wie im letzten Herbst zu erleben. Wir werden jetzt weiter Druck machen! Mit der Blockade des AKW Brokdorf setzen wir ein deutliches Zeichen, dass der Widerstand weitergeht.
IPPNW: Unser Rezept gegen Atomterrorism us: der Atomausstieg
Ärzte kritisieren Ergebnisse des Atomgipfels in Washington – Rezept für den Frieden: Erneuerbare Energien
Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert den vermeintlichen Erfolg des Atomgipfels in Washington. „Die zivile Nutzung der Atomenergie blockiert jegliche atomare Abrüstung. Jedes neue Atomkraftwerk erhöht die Menge an nuklearem Material, das abgebaut, weiterverarbeitet, gehandelt, transportiert und gelagert wird. Auf jeder Stufe besteht die Gefahr, dass Material für eine schmutzige Bombe abgezweigt wird. Einen wirklichen Schutz bietet nur der schnellstmögliche Ausstieg aus der Atomenergie,“ sagt Angelika Claußen, Vorsitzende der IPPNW.
Die Ressource Uran wird zukünftig immer knapper und teurer. Auch die Nutzung von Mox-Brennelementen (Mischoxid aus Uran und Plutonium), die nur unter Verwendung der Wiederaufarbeitung hergestellt werden können, birgt nach Ansicht der IPPNW große Gefahren. Mehr weltweite Wiederaufarbeitung inklusive der damit verbundenen Verarbeitung, Lagerung sowie dem Handel und Transport von reaktorfähigem Plutonium würde die Möglichkeiten, an atomwaffenfähiges Material zu gelangen, vervielfachen.