Rede von Marion Küpker, Internationale Koordinatorin der DFG-VK für Atom- und Uranwaffen, für die Weltkonferenz zu Atom- & Wasserstoffbomben in Hiroshima und Nagasaki, Japan, August 2011
Liebe Friedensfreunde und -freundinnen,
vielen Dank an die Organisatoren dieser Konferenz für die Einladung hierher. Ich überbringe euch die herzlichsten Grüße aus unserer Anti-Atom- und Friedensbewegung, die sich seit der Katastrophe von Fukushima sehr um das Wohlbefinden der Menschen in Japan sorgt.
Auch überbringe ich warme Grüße von den AktivistInnen, die jetzt zu den Hiroshima-Nagasaki-Gedenktagen eine einwöchige Fastenaktion am Haupttor des Atomwaffenstützpunktes Büchel durchführen. Dort sind die letzten zirka 20 US-Atombomben in Deutschland stationiert, von der jede einzelne die 9fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe besitzt. Auf NATO-Befehl sollen Bundeswehr Piloten im Ernstfall diese US-Bomben zum Ziel fliegen und dort abwerfen, was „nukleare Teilhabe in der NATO“ genannt wird.
atomwaffenfrei
Kommt alle nach Brokdorf!
X-tausendmalquer und (auch) die DFG-VK rufen auf:
Liebe Aktive, wir gehen alle nach Brokdorf. Lange war es unsicher, wo wir genau blockieren werden. Nun haben wir uns entschieden. In der Planung waren auch Biblis und Esenshamm.
Esenshamm wird nicht wieder ans Netz gehen. Darüber freuen wir uns sehr und an dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch ins Bremer Umland!
Bei Biblis ist noch nicht klar, wie der Status sein wird. Möglicherweise wird Biblis als sogenannte Kaltstart-Reserve vorgehalten, sprich das AKW kann in den kommenden Jahren wieder ans Netz genommen werden, was dann sicherlich auch geschehen wird. Dies wird sich aber erst in den kommenden Wochen klären.
Wir werden daher nur in Brokdorf blockieren, um dort gemeinsam ein klares Zeichen zu setzen, dass wir einen halbherzigen Ausstiegsversuch voller Hintertüren nicht akzeptieren werden. Die Gründe für die sofortige Stilllegung alle AKW haben sich nicht geändert und wir glauben auch nicht an das endgültige Ausstiegsjahr 2022. Wir haben unsere Lektion aus der Geschichte gelernt. Wir werden nicht weitere 10 Jahre das atomare Risiko dulden und weiter Atommüll produzieren, nur um dann noch einmal die gleiche laufzeitverlängerungs-Diskussion wie im letzten Herbst zu erleben. Wir werden jetzt weiter Druck machen! Mit der Blockade des AKW Brokdorf setzen wir ein deutliches Zeichen, dass der Widerstand weitergeht.
Fragen auf der Hauptversammlung 2011 der EADS zu Atomwaffenträgersystemen
EADS-Atomwaffenträgersysteme
(Fragen von Marion Küpker, Internationale Sprecherin der DFG-VK für Atomwaffen und Uranmunition)
EADS produziert für Frankreich die Trägerrakete M51, welche die neuen Mini-Nuke Gefechtsköpfe tragen soll. Meine Fragen lauten:
– Wie kann dies in Einklang mit dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofes von 1996, dass der Einsatz von und die Bedrohung mit Atomwaffen illegal im Sinne des Völkerrechts sind, stehen?
– Wie kann EADS Trägerraketen für ein System, das eindeutig gegen das Völkerrecht verstößt, produzieren?
– Diese Modernisierung des französischen Atomwaffenarsenals verstößt ebenfalls gegen den Nichtverbreitungsvertrag für Atomwaffen (NPT), in dem sich die Atomwaffenstaaten zu Schritten bis hin zur totalen nuklearen Abrüstung verpflichten. Modernisierung ist das Gegenteil von Abrüstung, also warum tritt EADS nicht von diesem Auftrag zurück? Es ist um so schockierender, da die atomaren Modernisierungsprogramme von den USA, Großbritannien und Frankreich die treibenden Kräfte für einen atomaren und konventionellen Rüstungswettlauf sind und EADS einer der größten Kriegsprofiteure der Welt ist.
– Auch die neue NATO-Doktrin stimmt präemptiven Atomschlägen zu! Die NATO-Staaten sind verantwortlich für 75% der weltweiten Rüstungsausgaben, heute insgesamt 1,5 Billionen US-$. Denken EADS, ihr Vorstand und ihre Anteilseigner an die Möglichkeit, in der Zukunft vor einem Kriegverbrechertribunal wegen Beteiligung an der Produktion illegaler Massenvernichtungswaffen angeklagt zu werden?
Aktuelle Programmänderung: 25 Jahre Tschernobyl – Bombenrisiko Atomkraft
Tagung des Arbeitskreises „Zukunft ohne Atomwaffen“, 25. und 26. März 2011
Eine-Welt-Haus, Schwanthalerstr. 64, 80336 München
Atomwaffen und Atomenergie gemeinsam abschaffen
Die Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie wäre undenkbar ohne die Erfindung der Atombombe. Die zivile und die militärische Nutzung der Atomenergie sind zwei Seiten derselben Medaille, dem Spiel mit dem atomaren Feuer. Mehrfach stand die Menschheit im 20. Jahrhundert am nuklearen Abgrund: Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki löschten Hunderttausende Menschen aus, bis heute leiden die Überlebenden an Folgekrankheiten und seelischen Nöten. Auch die atomare Katastrophe von Tschernobyl hat die Welt verändert. Millionen Menschen wurden über Nacht zu Opfern, riesige Gebiete unbewohnbar, Hunderttausende von Menschen erkrankten an Krebs und an zahlreichen Nichtkrebserkrankungen.
In welchem Verhältnis stehen die zivile und die militärische Nutzung der Atomenergie heute? Bei dieser Tagung wollen wir mit Hilfe namhafter ExpertInnen und AktivistInnen dieser Frage auf dem Grund gehen. Die Tagung bietet Informationen zur internationalen Situation in Sachen Atomwaffen und Atomenergie und Berichte über die Verflechtung der Technologien zur Herstellung von Atomkraft und -waffen. „Dual-Use“ ist der Fachbegriff für diese Technologien, Materialien und Ausstattung, die man sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke nutzen kann und aufzeigt, dass sie nicht eindeutig von einander zu trennen sind. Für Atomkraft genauso wie für Atomwaffen wird Uran auf dem Rücken von Mensch und Umwelt abgebaut. Über die Folgen und Handlungsoptionen wird in Arbeitsgruppen und im Plenum diskutiert.
Sicherheitsüberprüfungen für Atomkraftwerk e fanden längst statt
Zum dreimonatigen Atom-Moratorium nimmt die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW wie folgt Stellung:
1. Umfangreiche Periodische Sicherheitsüberprüfungen (PSÜs) werden auf der Grundlage des Atomgesetzes seit vielen Jahren für alle deutschen Atomkraftwerke durchgeführt. Für alle Reaktortypen liegen umfangreiche gutachterliche Stellungnahmen zum Sicherheitsstandard der Gesamtanlagen wie auch zu spezifischen Schwachstellen vor.
2. Alle deutschen Reaktortypen weisen zahlreiche gravierende Sicherheitsdefizite auf. Auch die zuletzt in Deutschland errichteten Konvoianlagen haben gefährliche Sicherheitslücken bei der Störfallbeherrschung, bei den Notfallmaßnahmen wie auch hinsichtlich der Kernschmelzfestigkeit. Ein Blick in die „Nachrüstliste“ der deutschen Atombehörden vom September 2010 zeigt für Teilbereiche, wo es in deutschen Atomkraftwerken überall klemmt.
25 Jahre Tschernobyl: Zeitbombe Atomenergie – Atomausstieg jetzt
Kongressankündigung 8.-10. April 2011
http://www.tschernobylkongress.de/tagungsort.html
Tagungsort
Urania Berlin e.V.
An der Urania 17, 10787 Berlin-Schöneberg
Tschernobyl: Der Gau
Es war der 26. April 1986. Um 1 Uhr 23 Min. 40 Sek. explodierte der Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Die Welt wurde Zeuge des ersten GAUs, des größten anzunehmenden Unfalls in einer Atomanlage. Dieser Unfall veränderte die Welt. Der GAU von Tschernobyl machte Millionen Menschen zu Opfern. 180.000 Kilogramm hochradioaktives Material befand sich im Inneren des Reaktors. Die radioaktive Wolke machte vor keiner Grenze halt, sie zog um die Welt. Nach wie vor werden die Folgen des Unfalls verdrängt, vertuscht, verharmlost.
Atomenergie tötet
Tschernobyl hat uns die Augen vor den Gefahren der Atomtechnologie geöffnet. Atomenergie tötet. Nicht nur bei einem GAU, sondern an jedem einzelnen Glied der atomaren Kette. Noch bevor 1 KWH Strom erzeugt wird, sterben Menschen, denn der Uranbergbau zerstört die Gesundheit und die Lebensgrundlagen ganzer Völker. Auch im „Normalbetrieb“ liegt ein erhöhtes Gefahrenpotential: Leukämien sind im Nahbereich von Atomkraftwerken deutlich häufiger. Sicherheitsdefizite werden ignoriert oder billigend in Kauf genommen. Einen Schutz vor Naturkatastrophen und terroristischen Anschlägen gibt es nicht. Der Atommüll verseucht unser Grundwasser. Wir überlassen künftigen Generationen eine hoch radioaktive Hinterlassenschaft für Millionen von Jahren.