Am 12. Oktober fand in Nörvenich die Demonstration gegen das NATO-Atomkriegsmanöver „Steadfast Noon“ statt, die nun schon zum vierten Mal von einem breiten Bündnis von Friedensgruppen organisiert wurde. Mit dabei die DFG-VK NRW mit zahlreichen Aktiven, unter anderem von der Gruppe Aachen, die auf einem 15 Meter langen Transparent das Borchert-Gedicht „Sag Nein“ präsentierten.
2026 wollen die USA neue Mittelstreckenraketen in Deutschland stationieren, die – wenn auch zunächst nur konventionell bewaffnet – die russische Atomstreitmacht „enthaupten“ können. Die russische Regierung spricht im Ukrainekrieg immer wieder vom möglichen Einsatz von Atomwaffen. In dieser brisanten Lage hat die Bundeswehr Mitte Oktober 2024 im Rahmen des NATO-Manövers „Steadfast Noon“ erneut den Einsatz US-amerikanischer Atombomben geübt. Die Tornado-Atombomber der Bundeswehr sind aktuell im nordrhein-westfälischen Nörvenich stationiert, da der Stützpunkt Büchel umgebaut wird. „Wer im Jahr 2024 Atomkriege übt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, denn bei einem Atomkrieg kann es keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben“, hieß es im Demo-Aufruf.
Die Demonstration begann vor dem Haupttor des Fliegerhorstes. Joachim Schramm vom DFG-VK-Landesverband NRW begrüßte die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Organisation der Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki, „Nihon Hidankyō“, als Ermutigung für alle, die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzen. Armin Lauven von Pax Christi Bonn rief die Pilotinnen und Piloten im Fliegerhorst dazu auf, Befehle zu Atomwaffeneinsätzen zu verweigern, da diese völkerrechtswidrig seien. Der Gitarrist Gerd Schinkel trug einen Solidaritätssong für den 82-jährigen Dennis DuVall von den US-Veterans for Peace vor, der wegen einer Aktion Zivilen Ungehorsams gegen die Atomwaffen in Büchel eine Ausweisungsverfügung erhalten hat.
Die bunte Demonstration zog vom Fliegerhorst zum Schlossplatz in Nörvenich. Unterwegs wurde die nach einem „Fliegerhelden“ des Ersten Weltkrieges benannte Oswald-Boelcke-Allee symbolisch in Claude-Monet-Allee umbenannt.
Bei der Hauptkundgebung wies Dr. Uwe Trieschmann von der IPPNW auf die Folgen eines möglichen Atomkrieges hin, in dem es keine ärztliche Hilfe mehr geben könne. Deshalb müsse Deutschland die nukleare Teilhabe in der NATO beenden und dem Atomwaffenverbotsvertrag der UNO beitreten. Auch die Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland müsse verhindert werden, da diese die Atomkriegsgefahr erhöhen würden. Die Catholic-Workers-Friedensaktivistin Susan van der Hijden aus Amsterdam betonte, es sei wichtig, Ungehorsam zu üben, weil Kriege nur mit gehorsamen Soldaten geführt werden könnten. Van der Hijden hatte zuvor eine Freiheitsstrafe wegen einer Aktion Zivilen Ungehorsams am Atomwaffenstandort Büchel verbüßen müssen. Gerold König, der Bundesvorsitzende von Pax Christi, betonte, dass Papst Franziskus nicht nur den Einsatz, sondern schon den Besitz von Atomwaffen als unmoralisch verurteilt habe.
Joachim Schramm
Erschienen in der ZivilCourage 01/2025