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Den letzten Anstoß zu Jürgens neuem Buch gaben verzweifelte Menschen aus seinem politischen Umfeld, die sich wegen der bekannten negativen Entwicklungen in ihr Privatleben zurückgezogen hatten. Dieser Verzweiflung setzt Jürgen die ungebrochene Hoffnung – allen Widerständen trotzend – der von ihm Portraitierten auf eine bessere Welt entgegen. Es sind Menschen, die für die Ziele ihrer Projekte brennen. Damit wirft der Autor ein Licht auf das, was uns in diesen düsteren Zeiten Kraft gibt, nach vorne zu schauen. Und wie sich einzelne Lichter zu Lichterketten vernetzen können.
Entstanden sind ausführliche Portraits aus erster Hand von 24 Mutmachmenschen, wie er sie nennt. Sie alle hat er getroffen und stellt ihre inspirierenden Visionen sowie konkreten Konzepte und Projekte für den Wandel zum Besseren vor, einschließlich weiterführender Websites.
Einer dieser Menschen ist unser Mitglied Margot Käßmann, deren private Seite sowie Engagement auch außerhalb der Friedenspolitik zum Vorschein kommen. Natürlich auch ihr Friedensengagement: Sie ruft auf zum Widerstand gegen die voranschreitende Militarisierung, die Produktion von Waffen und deren Lieferung in Krisen- und Kriegsgebiete, die zu noch mehr Zerstörung, noch mehr Toten führen. Ohne gesellschaftliches Engagement, sagt sie, würde ihr etwas fehlen, mehr noch: „Wir Alten, die wir uns nicht mehr in der Rushhour des Lebens befinden, haben geradezu die Pflicht, etwas zurückzugeben.“
Ähnlich ausführliche und spannende Infos enthält das Portrait des bekanntesten ukrainischen Kriegsdienstverweigerers Yurii Sheliazhenko, der den Glauben von Menschen nicht nachvollziehen kann, dass Waffen eine magische Kraft besäßen, die einen dauerhaften Sieg bringt.
Wie Margot Käßmann zeigt Thomas Kuban (Pseudonym) klare Kante gegen die AfD. Sein Buch Blut muss fließen durfte ich 2012 verlegerisch betreuen. Er hat die deutsche Regierungspolitik informiert über die widerrechtlich agierende Rechtsrockszene, deren Konzerte er getarnt mit Sonnenbrille und Wollmütze filmte. Kaum zu glauben, wie oft er mit seinen Bemühungen scheiterte, diese Konzertmitschnitte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen unterzubringen. Sein Mitstreiter Peter Ohlendorf ließ sich von ähnlichen Erfahrungen bezüglich ihres gemeinsamen Dokumentarfilms nicht unterkriegen und hat diesen auf vielen Veranstaltungen u.a. in zahlreichen Schulen gezeigt.
Beeindruckend ist auch das Portrait des ehemaligen zwangsrekrutierten Kindersoldaten Innocent Opwonya, dem die Flucht aus Uganda nach Deutschland gelang und der ein Botschafter des Friedens geworden ist. In seinem früheren Leben schoss er mit einem Schnellfeuergewehr G3, entwickelt in einer deutschen Waffenschmiede. Spannend, dass Ludwig Essig und Antonia Messerschmitt von Fridays for Future portraitiert werden, ebenso wie die Combatants for Peace aus Israel und Palästina, Rotem Levin und Osama Eliwat. Beeindruckend ist auch das Kapitel über Aung Myo Min, den amtierenden Menschenrechtsminister der demokratischen Gegenregierung in Myanmar und ersten bekennenden schwulen Minister in der Geschichte des Landes. Das sehr positive Gesamtbild rundet Malalai Joya ab, die frühere Abgeordnete im afghanischen Parlament. Sie musste aus dem Land fliehen und engagiert sich heute undercover für die dortige Bildung von Mädchen und Frauen.
Aus solcherlei und mehr Gründen sei dieses mit Herzblut und Sachkenntnis geschriebene Buch auch als Geschenk empfohlen.
Thomas Carl Schwoerer ist Verleger, Autor und Bundessprecher der DFG-VK
Jürgen Grässlin (2024): Wie Lichter in der Nacht. Menschen, die die Welt verändern. Ein Mutmachbuch, Heyne, 382 Seiten, gebunden, 20,- Euro, ISBN: 978-3-453-21891-8