Das „Goldene G36“ für „Verdienste in der militärischen Nachwuchswerbung – insbesondere für 1.907 minderjährige Rekruten 2016“ bekam am Wochenende die PR-Agentur „Castenow Communications GmbH“ verliehen. Das Düsseldorfer Unternehmen ist für eine seit zwei Jahren laufende Bundeswehr-Nachwuchs- und Image-Werbekampagne verantwortlich. [Hochaufgelöste Fotos der Aktion zur freien Verwendung finden Sie hier, hier und hier]

Trotz Sonnenscheins bot sich am Wochenende am Medienhafen in Düsseldorf ein gruseliges Bild: Personen in blutverschmierten Tarnanzügen lagen vor dem Hochhaus am „Neuen Zollhafen 3“, zwei in schwarze Roben gekleidete Gestalten hielten ein Transparent und ein Sensenmann informierte vor dem Gebäude mit tiefer Stimme: „Heute ehre ich – der Gevatter Tod – ein ganz besonderes Unternehmen mit dem ‚Goldenen G36‘!“ Der „Tod“ zeigte dabei auf ein vergoldetes Gewehr neben ihm: „Die ‚Castenow Communications GmbH‘, vor dessen Sitz wir gerade stehen, zeichnet sich sowohl durch Kreativität als auch durch Skrupellosigkeit aus“, so der Sensenmann weiter.
Die satirische Preisvergabe war eine Aktion der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) im Rahmen der „Friedensradtour NRW“. Die Organisation ist seit langem gegen die Rekrutierungs-Bemühungen des Militärs aktiv, informiert Thorge Ott von dem Friedensverband: „Besonders die Ausbildung von Minderjährigen an der Waffe ist hochbrisant.“ Die Zahl der 17-Jährigen in der Armee habe sich seit 2011 fast verdreifacht: „Mittlerweile sind etwa fünfzehn Prozent aller neuen Rekrutinnen und Rekruten im Jahr unter 18 Jahre alt“, so Ott. Ein Grund für diesen Trend sei die auf sehr junge Leute zugeschnittene Werbekampagne, die von „Castenow“ in Düsseldorf kreiert und umgesetzt werde: „Mit hippen Sprüchen und einem modernen Layout werden die Jugendlichen in die Armee gelockt – und merken erst später, dass die Werbeversprechen nicht eingehalten werden“, erklärt der Friedensaktivist dazu. Die „Einsatzrealität“ und negativen Seiten des Soldaten-Lebens würden in der Kampagne nicht erwähnt. Knapp 5 Millionen Euro lässt sich das Verteidigungsministerium die Bundeswehr-Werbekampagne jedes Jahr kosten – Geld, das hauptsächlich an „Castenow“ fließt.

Dem „Tod“ gefiel am Wochenende die militärische Orientierung von „Castenow“, die ansonsten Fernsehsender, Supermarkt-Ketten und Schnellrestaurants zu ihren Kunden zählen: „An den Händen der ‚Castenow‘-Geschäftsführung klebt Blut – dafür möchte ich Ihnen herzlich danken!“ Das vergoldete Gewehr – der Satire-Preis – wurde in diesem Jahr erstmals vergeben. Angenommen hat das PR-Unternehmen den Preis nicht, die Tür zum Gebäude blieb verschlossen: „Dann werden wir wohl nochmal wiederkommen müssen“, kommentierte der „Tod“ dazu mit bedrohlicher Stimme.
Für Interviews oder bei Nachfragen nehmen Sie bitte jederzeit per E-Mail unter office@dfg-vk.de Kontakt auf!
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Stuttgart/Düsseldorf, 7. August 2017