Im Alter von 96 Jahren ist am 5. Juli in Bremen der Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann verstorben. Er war der wohl letzte Überlebende der mörderischen deutschen Kriegsgerichtsbarkeit. 30 000 Todesurteile verhängte die NS-Militärjustiz gegen Deserteure, Kriegsdienstverweigerer, „Wehrkraftzersetzer“, „Kriegsverräter“; unfassbare 23 000 wurden vollstreckt. Ludwig Baumann hatte „das Glück“, dass das 1943 gegen ihn nach seiner missglückten „Fahnenflucht“ verhängte Todesurteil später in eine Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, „verbüßt“ hat er die im Strafbataillon.

1990 gründete Ludwig Baumann zusammen mit den wenigen überlebenden Deserteuren die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, deren Vorsitzender er bis zum Schluss war. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Bundestag 2002 die Wehrmachtsdeserteure endlich pauschal rehabilitierte, 2009 dann auch die wegen „Kriegsverrat“ verurteilten Opfer der Wehrmachtsjustiz.
Anlässlich seines 90. Geburtstages im Dezember 2011 hatte der Bundeskongress der DFG-VK Ludwig Baumann per einstimmigem Beschluss die DFG-VK-Ehrenmitgliedschaft verliehen, um „sein langes und bewunderswertes Engagement für Frieden und eine Welt ohne Kriegsvorbereitung und Krieg“ zu würdigen.
Stefan Philipp (Foto: Lothar Eberhardt)