1. Tradition und ihre soziologische Funktionen
Tradition ist in soziologischer Sicht das, was über geschichtliche Brüche hinweg, wie etwa Revolutionen, Verbindungen zu vergangenen Epochen herstellt. Tradition meint die Konservierung von Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen und Institutionen, ihren Erhalt während einer Epoche und über diese hinaus. Insofern wirkt Tradition sowohl gesellschaftlich als auch politisch stabilisierend, sie ist also per se konservativ. Ausdrucksformen der Tradition sind als beispielhaft verstandene Handlungen, etwa die von Freiheitskämpfern, aber auch von Intellektuellen oder Politikern, sowie Symbole. Konvention, etwa in Form von Liedern, Riten etc., und Tradition unterscheiden sich darin, daß Konventionen erst dann zu Traditionen werden, wenn ein einleuchtender, für einen bestimmten Kreis von Menschen nachvollziehbarer Bezug zu Vergangenem hergestellt wird. Damit werden indirekt die Verhältnisse zur Zeit der Entstehung des zu Tradierenden gerechtfertigt.