Kreative Aktionen und gewaltfreier Protest – Aktionstrainings für die Friedensbewegung
http://www.dfg-vk.de/dateien/ZC-1002-WEB.pdf
für die ZivilCourage 2/2010
von Roland Blach
Der Einsatz für eine nichtmilitärische Abrüstungs- und Friedenspolitik ist notwendiger denn je: In Afghanistan eskaliert der Krieg mit deutscher Beteiligung. Die Ablehnung in der Öffentlichkeit wächst stetig. Personen und Organisationen der Friedensbewegung haben Vorschläge vorgelegt, wie durch Verhandlungen der kriegerische Konflikt bearbeitet werden kann. Diese müssen von der Regierung für eine schnelle Ausstiegsstrategie endlich genutzt werden.
US-Präsident Obama hat sich für eine atomwaffenfreie Welt ausgesprochen. Auch wenn die Bundesregierung den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland plant, bedarf es des weiteren öffentlichen Drucks, damit die Atombomben wirklich abgezogen werden.
Deutschland ist auf Platz drei der weltweiten Waffenlieferanten aufgestiegen. Mit geeigneten Aktionen soll auf Einhaltung und Ausdehnung von Rüstungsexport-Restriktionen gedrängt werden, um Rüstungsexporte schließlich vollständig zu stoppen.
Theorie & Praxis
Gewaltfrei Leben gestalten
Aktionskonferenz PAXX – Peace Action Trainings
(Von Roland Blach, Stephan Brües und Otto Reger
https://zivilcourage.dfg-vk.de
für Zivilcourage 5-2010
)
Vom 29. Oktober bis 1. November fand im Volkshaus Neckarau in Mannheim eine intensive und kreative Aktionskonferenz statt: PAXX – Peace Action Trainings. Neben dem Hauptinitiator DFG-VK waren auch das Heidelberger Party-Kollektiv „Party & Activism“, die Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden, das Friedensplenum Mannheim und der Bund für Soziale Verteidigung aktiv beteiligt.
Die Idee der Aktionskonferenz war, frischen Wind in die Friedensbewegung zu bringen, neue und altbewährte Aktionsformen (wieder) kennenzulernen und einzuüben und mit den besprochenen Inhalten zu verknüpfen.
Libertärer Antimilitarismus tut Not
von Peter Bürger
Globales Kommunikationszeitalter oder Weltkriegsordnung? Ein pazifistischer Zwischenruf zum Antikriegstag 2010
Freiheitliche Verhältnisse und eine Militarisierung der Gesellschaft, wie sie sich insbesondere auch im Bereich der Alltags- und Massenkultur vollzieht, schließen einander aus. Moderne Technologie- und Kulturszenen müssen sich deshalb fragen, was sie der selektiven und formalistischen Freiheitspropaganda der neoliberalen Ära entgegensetzen können. Welche Visionen wir für die Weltgesellschaft des dritten Jahrtausends entwickeln, das hängt ganz entscheidend von unserer Stellungnahme zum Programm „Krieg“ ab.
„Feste feiern, wenn sie fallen“
Berliner DFG-VK-Aktive äußern sich zu ihrer bundesweit umstrittenen Aktion (in ZivilCourage 1/2010 –
https://zivilcourage.dfg-vk.de
Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
)
(Red.) Unter dem Motto „Feste feiern, wie sie fallen“ ruft der Berliner DFG-VK-Landesverband mit der „Tag Y“-Aktion dazu auf, am Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin mit Champagner zu feiern, wenn ein Bundeswehrsoldat in Afghanistan „fällt“. Das hat zu öffentlicher Empörung und zu heftiger Kritik innerhalb der DFG-VK und Distanzierungen geführt, der Bundessprecherkreis beruft als Reaktion zu Beratungen über das Grundsatzprogramm einen außerordentlichen Bundeskongress für 8./9. Mai ein. Eine Diskussion ist also notwendig. In der ZivilCourage kommen dazu neben der Veröffentlichung von Leserbriefen und eines Beitrags von Bundessprecher Jürgen Grässlin im Interview zwei Berliner DFG-VK-Aktive zu Wort. Beide waren wegen eventueller strafrechtlicher Ermittlungen und möglicher Bedrohungen aus Militaristenkreisen mit einer Veröffentlichung ihrer Nachnamen und eines Fotos nicht einverstanden.
Afghanistan-Debatte
Leserbrief vom DFG-VK Bundessprecher Thomas Carl Schwoerer als Reaktion auf einen Kommentar unter dem Titel „Käßmanns Pazifismus hilft nur den Kriegstreibern“ vom Herausgeber der ZEIT Josef Joffe:
Was heißt es praktisch, wenn Politiker, Militärs und Journalisten „Verantwortung“ übernehmen für einen angeblich notwendigen Krieg? Tatsächlich bezahlen die Opfer des Kriegs – Zivilisten, Soldaten, Steuerzahler – die Zeche. War z.B. das Massaker von Kunduz verantwortungsvoll? Ist es verantwortungsvoll, am Ausbau der afghanischen Armee mitzuwirken und damit der deutschen Rüstungsindustrie einen weiteren Exportmarkt zu erschließen (Deutschland belegt bekanntlich Rang drei auf der weltweiten Rüstungsexportskala)?
Symbolisches Desaster – Das »Ehrenmal der Bundeswehr« soll dem Soldatentod mehr Achtung verleihen
(von Eugen Januschke für Forum Pazifismus Nr. 24, Dezember 2009)
Anfang September 2009 ist in Berlin das »Ehrenmal« der Bundeswehr eingeweiht worden. Dort soll künftig der »infolge ihrer Dienstausübung verstorbenen« Militärangehörigen gedacht werden. Es soll einen Gedenkkult um den Soldatentod begründen, der Trost, Sinn, Legitimation und Motivation stiftet. Erreicht werden sollen sowohl Soldaten als auch deren Angehörige (bzw. »Hinterbliebene«) und die ganze Gesellschaft. Der Gedenkkult zielt letztlich darauf, die Kriegführungsfähigkeit der Bundeswehr mindestens zu erhalten, möglichst noch zu steigern. Damit unterscheidet sich das Ehrenmal auf den ersten Blick nicht von bisherigen Krieger- bzw. Opferdenkmälern, die überall in Deutschland vorzufinden sind. Dennoch: Gerade, dass diese alten Stätten nicht ausreichen, sondern den Planern im Bundeswehrministerium ein eigenes Denkmal nötig erscheint, deutet darauf hin, dass das Ehrenmal nicht geradlinig dem Gedenkkult des preußischdeutschen Militarismus entspricht.
Das zeigt schon ein Blick auf die Architektur: Das betrachtens- und lesenswerte Buch »Die beerdigte Nation« von Arndt Beck und Markus Euskirchen stellt insbesondere die Kriegerdenkmäler des alten Berliner Garnisonsfriedhofs am Columbiadamm vor. Es wird schnell klar, dass sich die martialischen Denkmäler des Kaiserreichs vom Ehrenmal erheblich unterscheiden. Sicherlich ist der Zweck dieser Denkmäler vergleichbar, aber weil die heutige deutsche Gesellschaft mit jener unter Kaiser Wilhelm II. nicht identisch ist, muss ein Kriegerdenkmal heute anders funktionieren. Zu dieser Andersheit, diesem Wandel in der Gesellschaft, entwickeln Militärstrategen und die ihnen zuarbeitenden Politikwissenschaftler zunehmend Gedanken.