„Die Bundesregierung hat zugegeben, dass ein mutmaßlicher Rechtsextremist als Bundeswehrsoldat in Afghanistan eingesetzt war“, so Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion (BT-Drucksache 17/10936). Jelpke weiter:
„Ein Hauptmann der Bundeswehr war vom 15. Juli bis zum 13. Oktober als Verbindungsoffizier in Kunduz eingesetzt. Ursprünglich sollte er dort bis Ende Februar kommenden Jahres bleiben. Der Hauptmann ist mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen Neonazi-Gruppe ,Freier Widerstand Kassel‘, die vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet wird, und Mitglied einer Reservistenkameradschaft. 2008 hatte er einen Mitgliedsantrag bei der NPD gestellt.
Militaristische Traditionspflege
Lernort mit Lücken
Hintergrund. Die Bundeswehr leistet sich ein Museum, das die Greuel deutscher Kriegsgeschichte zeigt – aber nur bis 1945
Von Frank Brendle
Runter vom Feldherrnhügel« ist ein oft zitiertes Motto des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, das Mitte Oktober in Dresden eröffnet wurde. Hier wird Militärgeschichte einmal anders erzählt: Nicht als Abfolge mehr oder weniger heroischer Schlachten und mehr oder weniger genialer Feldherrn, wie man es aus anderen Museen dieses Genres im In- und Ausland kennt. Es steht auch nicht eine möglichst imposante Sammlung von Waffen und Kriegstechnik im Vordergrund (gleichwohl gibt es eine Menge davon zu sehen). Hier geht es darum, Militärgeschichte in den gesellschaftlichen Kontext zu stellen und zu zeigen, wie eng sie verknüpft ist mit Gesellschafts- und Technikgeschichte. Bei alledem solle der »Mensch im Mittelpunkt« stehen, heißt es – der Mensch als Wesen, das den Krieg führt, aber auch in ihm und an ihm zugrunde geht.
Pazifistisches Bündnis kämpft für Denkmal Kein Ort für Deserteure
In Hamburg hat ein pazifistisches Bündnis ein Kriegerdenkmal mit Folien verhüllt. Es fordert einen Gedenkort für Deserteure im Zweiten Weltkrieg. Doch nicht alle finden das gut: Die Folien wurden schon zwei Mal heruntergerissen. VON DANIEL KUMMETZ
HAMBURG taz
Der alte Herr liest das Schild und blickt auf den Muschelkalk-Quader, dessen obere Hälfte mit schwarzer Folie verhüllt ist. Er spricht die zwei Männer an, die neben dem Denkmal stehen. „Krieg findet immer statt“, sagt er zu ihnen. Das sei unvermeidbar. Sie versuchen ihm zu antworten. Doch er geht nicht darauf ein. Seit fast 80 Jahren stehe nun das Denkmal hier, sagt er. „Hört auf mit dem Scheiß.“ Noch einige Sätze dieser Art sagt er, dann verschwindet er.
Der Lügenbaron und seine Bande
Anmerkungen zum Fall Guttenberg, der Christenunion, Moral und Krieg
Von Stefan Philipp
https://zivilcourage.dfg-vk.de
(für Zivilcourage 1-2011)
Die ganze „Causa Guttenberg“ ist eine ziemlich widerliche Geschichte von Lüge, Betrug, moralischer Verkommenheit, politischer Macht und mafiaähnlicher Ganovenehre. Immerhin einen positiven Aspekt gibt es bei der ganzen Angelegenheit: Die Wehrpflicht ist weg – und ob das ohne Karl Guttenberg, mindestens so schnell, gekommen wäre, ist sehr zweifelhaft.
Militärisches Ehrengeleit für Ritterkreuzträger der Wehrmacht
In den Jahren 2008 bis 2010 hat die Bundeswehr bei 20 Begräbnissen von Ritterkreuzträgern der Wehrmacht ein „militärisches Ehrengeleit“ gestellt. Nach Angaben des Parlamentarischen Staatssekretärs Kossendey vom 9. Februar 2011 lasse es die gültige Dienstvorschriftenlage zu, dass die „Träger von Tapferkeitsauszeichnungen des Zweiten Weltkrieges von der Stufe ‚Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes‘ an aufwärts“ mit militärischen Ehren durch die Bundeswehr beigesetzt werden könnten. Eine Genehmigung dazu erfolge durch das Bundesministerium der Verteidigung, das zuvor prüfe, „ob bei den zuständigen Stellen relevante Informationen zur verstorbenen Person vorliegen, die einer Teilnahme der Bundeswehr an der Trauerfeier entgegenstehen könnten.“
Rechtsum im Hofgarten
Zusammen mit bekannten ultrarechten Organisationen wie der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ ehemaliger Wehrmachts- und Waffen-SS-Angehöriger und der völkischen „Burschenschaft Danubia“ gestalteten Bundeswehr und Bundespolizei die Veranstaltung zum Volkstrauertag im Münchner Hofgarten. Im Publikum anwesend: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Bei einer vom „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ mitinitiierten Veranstaltung zum Volkstrauertag kam es am Sonntag, 13. November 2011, im Hofgarten an der Staatskanzlei zu einer bemerkenswerten Allianz: Bundespolizeidirektion und Bundeswehr gestalteten den Trauerzug und die Kranzniederlegung gemeinsam mit ultrarechten Gruppen wie der „Burschenschaft Danubia“ oder der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ (OdR).